Diese Bücher hab ich 2024 gelesen
Von sprachmächtigen Romanen über bibliophile Sachbücher hin zu lehrreichen Memoiren.
Herzlich willkommen in der BELETAGE. Mein Name ist Manuel C. Lorenz, und ich schreibe hier unregelmäßig über Kunst und Kultur, die mich bewegt. Zuletzt hab ich über meinen Vorsatz für das neue Jahr 2025 geschrieben. Aber jetzt mal Tacheles …
Mir ist es fast peinlich: Nur 25 Bücher hab ich im vergangenen Jahr gelesen. Früher™ waren es bestimmt doppelt so viele. Aber mir geht es wahrscheinlich genauso wie euch: Ich hab keine Zeit. Mein Job und mein Privatleben fressen mich auf. Jedenfalls mein Zeitkontingent. Und irgendwann muss ich ja auch noch diesen Newsletter schreiben. Und während ich den schreibe, geht wertvolle Lektürezeit flöten.
Ja, man muss sich entscheiden: Will man mehr konsumieren oder produzieren? Bei mir verschiebt es sich definitiv mehr und mehr Richtung Produktion.
Immerhin: 25 Bücher. Das ist auch nicht nichts! Das sind gut zwei Dutzend! Und es waren ein paar Tolle dabei! Fast noch mal genauso viele, nämlich 22 Stück, hab ich gekauft oder geschenkt bekommen und entweder noch liegen gelassen oder bereits angelesen. Einige davon werde ich dieses Jahr bestimmt noch mal vornehmen. Andere werde ich noch weiter liegen lassen. Irgendwann kommt bestimmt der richtige Zeitpunkt für sie.
Wenn nicht: auch kein Drama. Ich bin mittlerweile von dem Standpunkt weg, dass man jedes Buch lesen muss, das man sich gekauft hat. Und es gelingt mir immer besser, nicht jedes Buch zu Ende lesen zu müssen.
Eigentlich wollte ich die Bücher einfach nur lapidar auflisten. Dann fing ich an, noch Verlags-Infos und Erscheinungsjahre hinzuzufügen. Und schwuppdiwupp eskalierte das Ganze mal wieder und es kamen noch Kommentare und Cover hinzu.
Da ich diese Eskalation nicht jedem von euch zumuten will, gibt es im Folgenden zuerst eine schnelle Übersicht; dann geh ich – bei den gelesenen Büchern – ins Detail. Viel Spaß bei der Lektüre meiner Lektüren!
Diese Bücher habe ich 2024 gelesen (Übersicht):
Szczepan Twardoch: Kälte
Dirk H. Lorenzen: Der Sternensammler
Eric Pfeil: Azzurro
Adriano Sack: Noto
Anna Katharina Fröhlich: Die Yacht
Grégory Salle: Superyachten
Leonardo Sciascia: Der Tag der Eule
Heino Jaeger: Man glaubt es nicht
Rocko Schamoni: Der Jaeger und sein Meister
Stefan Zweig: Die Welt von Gestern
Olli Dittrich: Das wirklich wahre Leben
Edgar Reitz: Filmzeit, Lebenszeit
Roger Schawinski: Die TV-Falle
Gilbert Adair: Träumer
Roberto Bolaño: Lumpenroman
David Schalko: Weiße Nacht
Frédéric Schwilden: Toxic Man
Angelika Klüssendorf: Jahre Später
Clemens Meyer: Über Christa Wolf
Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart: Inside Signa
Terézia Mora: Fleckenverlauf
Françoise Sagan: Lieben Sie Brahms…
Daniel Mendelsohn: Eine Odyssee
Theater Theater 22: Aktuelle Stücke 22
Alan Rusbridger: Play it again
Diese Bücher kamen 2024 zwar in meinen Besitz, ich habe sie aber noch nicht (ganz) gelesen (Übersicht):
Michael Holzach: Deutschland umsonst
Robert E. Lerner: Ernst Kantorowicz
Ernst H. Kantorowicz: Kaiser Friedrich der Zweite
Knut Hamsun: Mysterien
Klaus Mann: Der Wendepunkt
Ernst Jünger: Das Abenteuerliche Herz
Georg Büchner: Lenz
Bommi Baumann und Till Meyer: Radikales Amerika
Philip Roth: Operation Shylock
Hans Magnus Enzensberger: Zickzack
Werner Herzog: Jeder für sich und Gott gegen alle
Clemens Meyer: Stäube
Gilbert Adair: Buenas Noches, Buenos Aires
Michael Lewis: The Big Short
Doris Lessing: Das goldene Notizbuch
Roger Schawinski: Die Schawinski-Methode
Daniel Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken
Salman Rushdie: Die satanischen Verse
Salman Rushdie: Knife
Karl Philipp Moritz: Anton Reiser
Metamorphosen. Zeitschrift für Literatur, Nummer 62: Il bel paese
Und jetzt, werte BELETAGE-Ultras, folgen die ausführliche Listen.
GELESENE BÜCHER 2024 (AUSFÜHRLICH)
Szczepan Twardoch: Kälte
(Rowohlt Berlin, 2024)
Wenn Szczepan Twardoch einen neuen Roman rausbringt, ist das für mich ein Hochfest. Denn, auch wenn es mir beinahe peinlich ist: Kaum einen Gegenwartsautor verehre ich derart kultisch wie den (polnischen) Schlesier aus Pilchowice. Um es kurz zu machen: Sein neuester Roman Kälte hat all meine Erwartungen erfüllt. Starke Charaktere, verzweifelter Existentialismus, Reflexion, Action, vollendeter Stil. Eines meiner Lesehighlights des Jahres!
Dirk H. Lorenzen: Der Sternensammler
(Rowohlt Hundert Augen, 2020)
Das handliche Buch hab ich günstig in einem Antiquariat abgestaubt – 20 Euro hätte ich dafür wohl nicht ausgegeben. Das ist der Preis, den der Rowohlt-Verlag für die Bände seiner Naturwunder-Reihe aufruft. Zugegeben: Sie sind aufwendiger gestaltet als normale Hardcover-Ausgaben. Ich finde ihre Aufmachung aber missraten. Die Schmuckschrift sieht aus wie im Volkshochschulkurs entworfen, die Illustrationen sind irgendwie weird. Dann doch lieber die wunderbaren Naturkunden-Bücher von Matthes & Seitz. Zum Glück ist wenigstens der Text von Astro-Journalist Dirk H. Lorenzen gut. Als Weltraum-Noob liest man sich interessiert durch die Kapitel, lässt sich hier Wissen bestätigen und ergattert da neues. Dennoch muss die harte Kritik lauten: Es gibt zig solcher Bücher. Warum sollte man sich genau für dieses entscheiden? Mein Tipp: Hört euch lieber den fantastischen Sternengeschichten-Podcast an (der mittlerweile bei mehr als 600 Folgen ist)!
Eric Pfeil: Azzurro. Mit 100 Songs durch Italien
(KiWi-Taschenbuch, 2022)
Es wird euch nicht entgangen sein: Ich bin ein großer Italien-Liebhaber. Mit der jüngeren Musikgeschichte des Landes hatte ich mich aber bisher noch nicht beschäftigt. Das wollte ich durch die Lektüre dieses Buches ändern. Ich muss zugeben, dass diese mir nicht leicht fiel – da ich die wenigsten der 100 Songs kannte. Man lernt sehr viel über italienische (Kultur-)Geschichte, aber die Motivation aufzubringen, sich durch all das zu lesen ist schwer, wenn man die Bücher nicht kennt.
Der Gamechanger: die Azzurro-Playlist auf Spotify! Diese lief im Sommer bei mir hoch und runter – wodurch ich die besprochenen Lieder überhaupt erst kennenlernte! Und dadurch stieg die Motivation, sich durch die Anekdoten und Fakten zu lesen, um ein Vielfaches! Mittlerweile gibt es einen Nachfolger-Band: Ciao Amore, ciao. Mit 100 neuen und alten Songs durch Italien. Vielleicht was für den nächsten Sommer?
Adriano Sack: Noto
(Nagel & Kimche, 2024)
Den Roman über meinen Sehnsuchtsort Noto im Südosten Siziliens hab ich schon an anderer Stelle besprochen. Ich hab’s wirklich sehr gern gelesen; es kippte Olivenöl ins Feuer meiner Arkadien-Sehnsucht. Vielleicht hätten es ein paar Seiten weniger auch getan. Manchmal hab ich einen Absatz übersprungen, aber überblättert hab ich nichts.
Anna Katharina Fröhlich: Die Yacht. Eine Sommernovelle
(Friedenauer Presse, 2024)
Hab mich durch die 164 Seiten gequält. Eine leider allzu leichtgewichtige Sommernovelle. Ein bisserl mehr Substanz darf’s für mich dann doch sein.
Grégory Salle: Superyachten. Luxus und Stille im Kapitalozän
(edition suhrkamp, 2024)
Das Buch wollte ich mir kaufen, seit der Schweizer Literaturwissenschaftler (und Flötist!) Thomas Strässle es im Januar 2023 im SRF-Literaturclub vorgestellt hatte. Im Vorfeld meines Sommerurlaubs auf Sizilien hatte ich es mir dann endlich besorgt – und wurde nicht enttäuscht. Eine kurzweilige Lektüre, die mit vielen verrückten Details aufwartet – z.B. der Champagnerdusche, die sich ein Superreicher in seine Yacht bauen ließ.
Leonardo Sciascia: Der Tag der Eule [1961]
(Wagenbachs andere Taschenbücher, 2023)
Ein Klassiker aus den italienischen Nachkriegsjahren, der sowohl in die sizilianische Wirklichkeit jener Zeit einführt, als auch in die Strukturen der Mafia. Keine allzu leichte Lektüre, aber eine lohnende. Im italienischen Original lag der Band ewig bei mir rum, bis er vergangenen Sommer (in deutscher Übersetzung) endlich fällig wurde.
Rocko Schamoni: Der Jaeger und sein Meister
(hanserblau, 2021)
Als Rocko Schamoni beim Und was machst du am Wochenende?-Podcast zu Gast war, hörte ich zum ersten Mal von Heino Jaeger – einem der Vorbilder so vieler deutscher Humoristen, von Olli Dittrich über Rocko Schamoni und Heinz Strunk hin zu Helge Schneider. Selbst Loriot lobte ihn in höchsten Tönen. Wenn man sich mit Jaegers Leben schon beschäftigt hat, ist dieses Buch ein wenig redundant. Und ich finde, Schamoni schreibt anderswo brillanter. Dennoch eine unerlässliche Annäherung an einen zu Unrecht Vergessenen deutschen Künstler, die Material und Anekdoten zu einer stringenten Geschichte zusammenführt.
Heino Jaeger: Man glaubt es nicht. Leben und Werk
Hg. v. Joska Pintschovius (Rowohlt Taschenbuch, 2007)
Gute Ergänzung zu Rocko Schamonis Roman – aus der Feder seines langjährigen Freunds und Lordsiegelbewahrers Joska Pintschovius. Gute Materialsammlung, um ins Werk Heino Jaegers einzutauchen, sei’s das textlich-humoristische, sei’s das illustrativ-künstlerische. Gibt es leider nur noch antiquarisch – zu sportlichen Preisen.
Stefan Zweig: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers [1942]
(S. Fischer, o.J.)
Auf das Buch bin ich durch meine Heino-Jaeger-Recherchen gekommen. Rocko Schamoni erwähnt es in einem Gespräch mit Jaegers Quasi-Nachlassverwalter Joska Pintschovius. Nach dieser Welt, diesem vermeintlich goldenen Zeitalter vor dem Ersten u.v.a. Zweiten Weltkrieg, sehnten sich der Künstler und seine Mitstreiter. Faszinierend, zu lesen, wie anders die Welt noch vor gut 100 Jahren war – zuverlässiger, berechenbarer. Aber natürlich auch undurchlässiger. Abgesehen vom hohen Informationsgehalt natürlich auch ein literarischer Hochgenuss. Und ein Anstoß, mehr Stefan Zweig zu lesen.
Olli Dittrich: Das wirklich wahre Leben
Mit Anne Ameri-Siemens (Piper, 2011)
Als großer Olli-Dittrich-Fan und jemand, der immer wieder selbst mit der Karriere auf der Bühne bzw. vor der Kamera geliebäugelt hat, wollte ich dieses Buch schon immer lesen. Es hält, was es verspricht: Es ist schnörkellos und kurzweilig, und man lernt viel über die deutsche Humorgeschichte.
Edgar Reitz: Filmzeit, Lebenszeit. Erinnerungen
(Rowohlt Berlin, 2022)
Autobiografie von einem meiner Helden. Edgar Reitz’ Heimat-Trilogie verehre ich wie kaum ein zweites (quasi-)serielles Werk. Das Buch ist sehr detailversessen – für Fans wie mich genau das Richtige. Man lernt sehr viel über das Filmen und den (deutschen) Film. Inspiration für weitere Exkursionen in diese Richtung.
Roger Schawinski: Die TV-Falle. Vom Sendungsbewusstsein zum Fernsehgeschäft
(Kein & Aber, 2007)
Über dieses Schawinski-Buch hatte ich bereits in Mein Bücherstapel #1 geschrieben (genauso wie über Bolaños Lumpenroman, siehe unten).
Gilbert Adair: Träumer
(Edition Epoca, 2003)
Romanvorlage für Bertoluccis The Dreamers, einen Film, der mich damals fürs Kino begeisterte. Leider kein besonders gutes Buch – eher ein literarisiertes Skript für den Film. Wenn man den kennt, kann man sich’s sparen. Wenn nicht, schaut euch lieber den Film an.
Roberto Bolaño: Lumpenroman
(Hanser, 2007)
Bolaños Opus Magnum 2666 hab ich immer noch nicht durch, trotz zweimaligem Anlauf. Mir fehlt dazu einfach die Muße. Gut, dass der chilenische Kultautor auch kürzere Prosa geschrieben hat – z.B. den Lumpenroman (112 Seiten). Krasse Lektüre – absolut lohnend. Ein bissl wie Bertolucci The Dreamers auf grotesk gedreht.
David Schalko: Weiße Nacht
(KiWi-Taschenbuch, 2019)
Ich bin ein unverbesserlicher Schalko-Fan – sein TV-Werk (Sendung ohne Namen, Willkommen Österreich) und seine Serien (Braunschlag, Wiener Blut) suchen im deutschsprachigen Raum ihres Gleichen. Mit seinen Romanen, die ja gut besprochen wurden, hatte ich bislang keine Berührung. Weiße Nacht war ein Zufallsfund in einem Antiquariat – und wahrscheinlich nicht repräsentativ für sein literarisches Schaffen. Ein schmales Buch, das mir allzu parabelhaft daherkommt. Ich glaube, sein deutlich umfangreicherer Roman Schwere Knochen könnte mir ungleich besser gefallen.
Frédéric Schwilden: Toxic Man
(Piper, 2023)
Absolut lesenswerte Gegenwartsliteratur. Unterhaltsam, nachdenklich, feinfühlig. Schöne Wechsel zwischen Tempi und Stimmungen. Bewundernswert, wie Schwilden es geschafft hat, solch ein Buch zu komponieren und zu schreiben.
Angelika Klüssendorf: Jahre Später
(Kiepenheuer & Witsch, 2018)
Wollte ich lesen, seitdem Angelika Klüssendorfer damit bei Denis Scheck war. Eigentlich nur, weil sie mal mit dem großen, zu früh verstorbenen FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher verheiratet war und sie ihre Beziehung in dem Roman thematisiert. Man erfährt ein wenig was über ihn, vor allem aber – was nicht verwundert – viel über sie. Insgesamt nicht mein Buch gewesen.
Clemens Meyer: Über Christa Wolf
(Kiepenheuer & Witsch, 2023)
Clemens Meyer hat 2024 ja vor allem durch seinen Deutscher Buchpreis-Eklat auf sich aufmerksam gemacht. Wir erinnern uns: Als der Sieger bekanntgegeben wurde (der nicht er, sondern Martina Hefter war), verließ er lautstark und unflätig schimpfend den Saal. Ich mag so was ja. Endlich mal was los. In einem der Interviews, die er danach gab, erwähnte er sein Christa-Wolf-Büchlein. Das fand ich so interessant, dass ich’s mir sofort besorgte. Und ich wurde nicht enttäuscht. Über Wolf lernt man zwar nicht super viel, dafür aber über die DDR-Literatur bzw. Literatur in der DDR. Ich würde mal behaupten, da sind die meisten von uns recht unbeschlagen. Zu unrecht!, wie mir die Lektüre dieser gut 100 Seiten gezeigt hat. Süffig, lehrreich, inspirierend. Für alle, die sich nicht an seinen neuen 1000-Seiten-Wälzer (Die Projektoren) trauen.
Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart: Inside Signa. Aufstieg und Fall des René Benko
(edition a, 2024)
Gelesen, weil ich mich für Scharlatane interessiere. Und der österreichische (Ex-)Immobilienmagnat René Benko: Was für ein Pracht-Scharlatan! Kann man sich genauso schnell reinziehen wie Emporkömmlinge Panama-Koks. Man merkt aber, dass das Buch mit heißer Nadel gestrickt worden ist.
Terézia Mora: Fleckenverlauf. Ein Tage- und Arbeitsbuch
(Luchterhand Literaturverlag, 2021)
Ich liebe Tagebücher – und von diesem versprach ich mir, Einblicke in den Alltag einer Erfolgs-Schriftstellerin zu kriegen. Diesbezüglich wurde ich auch nicht enttäuscht. Ich muss aber sagen, dass ich das Leben von Terézia Mora dann doch nicht so spannend fand, wie erhofft. Vielleicht kenn ich dazu ihr Werk einfach noch nicht gut genug.
Françoise Sagan: Lieben Sie Brahms… [1961]
(Wagenbachs andere Taschenbücher, 2023)
Ein moderner Klassiker mit einem super Titel. Es war klar, dass ich mir als alter Brahms-Fan das Ding irgendwann kaufen musste. Als ich es für ein paar Euro in einem Antiquariat rumliegen sah, konnte ich nicht widerstehen. 144 Seiten weiter muss ich sagen: Keine Ahnung, was das Ding zum modernen Klassiker hat werden lassen. Ich glaube, der Titel.
Daniel Mendelsohn: Eine Odyssee. Mein Vater, ein Epos und ich
(Siedler Verlag, 2019)
Gekauft, um meine Odyssee-Kenntnisse aufzufrischen. Nicht enttäuscht worden – wenngleich das Buch für meinen Geschmack etwas kürzer hätte sein können. 352 Seiten erfordern doch ein recht großes Commitment. Mir hätten 240 besser gefallen.
Theater Theater 22: Aktuelle Stücke 22
(Fischer Taschenbuch Verlag, 2011)
Wegen Roland Schimmelpfennigs Die Bacchen gekauft, seiner Euripides-Bearbeitung. Ich find’s immer spannend zu sehen, dass es im Altertum hoch her ging in Sachen Seggs, Drugs, Rocknroll. Bin nicht enttäuscht worden.
Alan Rusbridger: Play it again. Ein Jahr zwischen Noten und Nachrichten
(Secession Verlag für Literatur, 2025)
Ich umtänzle das Buch, seit es 2013 im englischen Original herausgekommen ist. Letztes Jahr hab ich’s endlich geschafft, es zu lesen. Der ehemalige Guardian-Chefredakteur Alan Rusbridger beschreibt darin, wie er – ein ambitionierter Hobby-Pianist – ein Jahr lang versucht, eines der anspruchsvollsten Stücke der Klavierliteratur zu meistern: Chopins Ballade Nr. 1. Gleichzeitig befinden wir uns in der Zeit der Snowden-Enthüllungen, die u.a. im Guardian stattfinden. Wie Rusbridger es schafft, mit solch einem Job und in solch einer Zeit jeden Tag mindestens 15 Minuten fürs Üben eines solchen Stückes unterzubringen, ist bewundernswert. Ich weiß nicht, ob mir das gelingen würde.
Rusbridger spricht in dem Buch auch viel mit namhaften Pianisten und Klavier- bzw. Musikexperten verschiedenster Couleur – ich hab bei der Lektüre viel gelernt. Dennoch würde ich sie nur denjenigen empfehlen, die übermäßig großes Interesse an (klassischer Klavier-)Musik haben. Sonst könnten sich die 480 Seiten genauso lang anfühlen wie eine durchschnittliche Wagner-Oper. P.S.: Lob an den Verlag – das Buch ist wunderschön gestaltet.
UN- BZW. ANGELESENE BÜCHER 2024 (AUSFÜHRLICH)
Michael Holzach: Deutschland umsonst. Zu Fuß und ohne Geld durch ein Wohlstandsland [1982]
(Atlantik Verlag, 2015)
Auf Michael Holzach und sein Kult-Buch Deutschland umsonst bin ich durch ein ZEIT-Dossier vom 4. August des letzten Jahres gekommen. Volker Weidermann erklärt darin, warum er bis heute nicht von dem Buch loskommt, das man sich als eine Art deutsches On the Road vorstellen muss. Das Schicksal von Holzach, der bei den Vorarbeiten der Verfilmung seines Buchs tragisch ums Leben kam, hat mich sehr bewegt. Das Buch hab ich trotzdem noch nicht geschafft – dafür die WDR-Doku Tod in der Emscher von 1985. Ging schneller.
Robert E. Lerner: Ernst Kantorowicz. Eine Biographie
(Klett-Cotta, 2019)
Die ersten 50 Seiten gelesen. Spannend!
Ernst H. Kantorowicz: Kaiser Friedrich der Zweite [1927]
(Klett-Cotta, 2016)
Ein Klassiker, der mich seit meinem Studium der Mittelalterlichen Geschichte begleitet. Gelesen hab ich ihn bislang aber noch nicht. Maybe in 2025?
Knut Hamsun: Mysterien [1892]
(List, 1994)
Die ersten 50 Seiten gelesen. Ich muss noch reinkommen.
Klaus Mann: Der Wendepunkt [1952]
(rororo, 2006)
Die ersten 100 Seiten gelesen. Bisher grandios!
Ernst Jünger: Das Abenteuerliche Herz [1929]
(Klett-Cotta, 2013)
Einige der Texte bereits gelesen. Puh, braucht man ganz schön Muße für. Am Feierabend eines harten Arbeitstages liest man das nicht so einfach weg. Ich warte also auf leerere Zeiten.
Georg Büchner: Lenz [1839]
(insel taschenbuch, 1985)
Nie gelesen – auch nicht in der Schule. Das wollte ich 2024 ändern. Hat noch nicht geklappt. Der Text ist zu dicht, um ihn mal zwischendurch wegzuschmökern, auch wenn’s ja nur 40 Seiten sind. Vielleicht find ich dieses Jahr mal den richtigen Augenblick dafür.
Bommi Baumann und Till Meyer: Radikales Amerika. Wie die amerikanische Protestbewegung Deutschland veränderte
(Rotbuch Verlag, 2007)
Wie kam ich noch mal auf dieses Buch? Keine Ahnung. Es steht noch eingeschweißt in meinem Regal.
Philip Roth: Operation Shylock. A Confession
(Vintage, 1994)
Eines der wenigen Roth-Bücher, die ich noch nicht gelesen hab. Gebraucht bestellt – leider direkt nach Erhalt verlegt. Muss ich’s mir jetzt noch mal kaufen, oder find ich’s irgendwann wieder?
Hans Magnus Enzensberger: Zickzack. Aufsätze
(suhrkamp taschenbuch, 1999)
Einige Aufsätze gelesen. Enzensberger halt.
Werner Herzog: Jeder für sich und Gott gegen alle. Erinnerungen
(Hanser, 2022)
Klar, dass ich diese Erinnerungen irgendwann mal lesen muss. Werd ich direkt nach Edgar Reitz’ Memoiren angehen.
Clemens Meyer: Stäube. Drei Erzählungen und ein Nachsatz
Mit fotografischen Bildern von Bertram Kober (Faber & Faber, 2021)
Mal reingelesen. Warte noch auf den richtigen Augenblick dafür.
Gilbert Adair: Buenas Noches, Buenos Aires
(C.H. Beck, 2010)
Gekauft wegen Träumer. Noch unberührt.
Michael Lewis: The Big Short. Wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte
(Goldmann Verlag, 2011)
Zur Hälfte gelesen. Dann rausgeflogen. Puh, doch ganz schön kompliziert. Vielleicht noch mal den Film schauen. Dann Re-Lektüre.
Doris Lessing: Das goldene Notizbuch [1962]
(Fischer Taschenbuch Verlag, 1982)
Ich glaub, ich fand die Form des Romans so toll. Und: Literaturnobelpreisträgerin! Harrt aber noch seiner Lektüre.
Roger Schawinski: Die Schawinski-Methode. Erfolgsrezepte eines Pioniers
(NZZ Libro, 2022)
Zur Hälfte gelesen. Ob ich’s je beenden werde …
Daniel Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken
(Pantheon Verlag, 2014)
Reingelesen. Bisher packt’s mich nicht. Aber der Fehler liegt wahrscheinlich bei mir. (So viele überschwängliche andere Leser können nicht irren.)
Salman Rushdie: Die satanischen Verse
(Artikel 19 Verlag, 1996)
Vor Jahren mal die ersten 100 Seiten des englischen Originals gelesen. Irgendwie nicht reingekommen. Jetzt der Versuch, es mit der deutschen Übersetzung noch mal zu versuchen. Anlass: Das Attentat auf Rushdie.
Salman Rushdie: Knife. Gedanken nach einem Mordversuch
(Penguin Verlag, 2024)
Mit seinem Buch zum Mordversuch an ihm war der Schriftsteller auf Deutschlandtour. U.a. schaute er beim stern vorbei. Und dort ließ eine meiner ehemaligen Redakteurinnen sich ein Exemplar signieren. Als sie dies auf Instagram postete, drückte ich meinen riesigen Neid aus. Kurzerhand schickte sie mir ihr signiertes Exemplar. What?! Laura, du hast für immer einen Platz in meinem Herzen.
Karl Philipp Moritz: Anton Reiser [1785]
(Deutscher Klassiker Verlag, 2006)
Die ersten 100 Seiten gelesen. Zieht sich.
Metamorphosen. Zeitschrift für Literatur, Nummer 62: Il bel paese
(Elfenbein Verlag, 2024)
Hab ich mir v.a. wegen des GRANDIOSEN Covers gekauft. Ein paar Texte bereits gelesen. Nicht uninteressant!
Während ich diese Übersicht verfasst habe, kam mir die (bittere?) Erkenntnis, dass ich ja auch noch Buch-Altlasten aus dem Jahr 2023 habe – Bücher, die ich mir damals gekauft hatte und ebenfalls noch nicht (zu Ende) gelesen habe. Wann soll ich das alles bitte schaffen?!
Nun, das Jahr ist noch jung und die Motivation noch groß. A bisserl was wird schon geh’n, 2025!
Gehabt euch wohl – bis zum nächsten Newsletter.
Euer Manuel
Danke für den Hinweis wir Reitz, ist komplett an mir vorbeigegangen. Hatte das Glück, ihn mal interviewen zu dürfen, war toll!
To-ta-le Eskalation! Aber hat sich gelohnt aus meiner bescheidenen Leser-Sicht. Vielen Dank, sehr aufschluss- und hilfreich. Eher nicht Danke für noch mehr Bücher auf dem Zu lesen-Stapel! Menno. Aber einem Mit-Mittelaltergeschichte-Überlebendem verzeihe ich das.